Vater unser – neu gedacht
Das „Vater unser“ ist fester Bestandteil in Gottesdiensten. Jesus selbst hat es seinen Aposteln zu beten gelehrt. Das gebietet, dem Originaltext hohen Respekt entgegenzubringen.
Inhalt
Mehr Eigenverantwortung bitte
Überliefert ist dieses Gebet in unterschiedlichen Fassungen von den Evangelisten Lukas und Matthäus. Das „Vater unser“, wie wir es kennen, wurde von Matthäus übernommen, ins Lateinische und Deutsche übersetzt, ergänzt und bearbeitet. Auch die damalige Sichtweise auf Gott unterschied sich vermutlich von der heutigen.
Seinem Gebet hat Jesus die „Anleitung zum Beten“ vorangestellt. Hier heißt es unter anderem: „Euer Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr darum bittet.“ Darin sehe ich jedoch einen Widerspruch zu den Bitten im Vater unser. Da gibt es ganz viele Fragen, die ich an Jesus hätte. Mit den Antworten der römisch katholischen Kirche, die sich als „Nachfolger Jesu“ ausgibt, kann ich nicht viel anfangen.
Meine kritische Einstellung zum traditionellen Gebet habe ich im Beitrag „Glaube ohne Gebet“ erläutert. Diese kritische Sicht beschreibe ich in den Randbemerkungen zum „Vater unser“:
Deutsche Fassung mit eigenen Anmerkungen
Vater unser im Himmel, Gott ist nicht zu verorten. Er ist der Schöpfer des Universums und überall gegenwärtig
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Sein Reich ist bereits da, mitten unter uns, auf Erden und überall
Dein Wille geschehe, Wir ergeben uns ihm, denn wir sind machtlos ohne die Kraft und die Fähigkeiten, die er uns gegeben hat
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Es bedarf keiner Bitte. Es ist alles da, von allem zu viel für uns alleine. Teilen wir?
Und vergib uns unsere Schuld, Das tut er! wer zweifelt da?
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Das ist weniger eine gute Tat, als vielmehr Selbstzweck
Und führe uns nicht in Versuchung, führt Gott uns etwa in Versuchung oder lässt er uns die Freiheit, eigenverantwortlich zu handeln?
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Mir widerstrebt die Abschiebung von Verantwortung auf Gott. Unserer Bitten bedarf Gott nicht, im Gegenteil: Ich sehe in den Bitten einen Mangel an Gottvertrauen. Deshalb der Versuch, das Vater unser in meinem persönlichen Verständnis, halbwegs den Sinn erhaltend, neu zu fassen. Ist es noch katholisch? Ich denke, eher nicht. Aber wenn es zum Denken anregt, hat es seinen Sinn schon erfüllt.
Vater unser – neu gedacht
Gott, Schöpfer des Universums.
Dein heiliges Reich ist unendlich
und wir dürfen Teil davon sein.
In Demut ergeben wir uns Dir,
denn Dein Wille wird uns zum Heil sein,
hier auf unserer verletzlichen Erde.
Wir bekommen, was wir brauchen,
so wie die Vögel am Himmel
und doch verlangen wir immer mehr, als uns gut tut.
Erkennen wir unsere Schuld, so wird uns vergeben.
Vergeben auch wir, erlösen wir uns
von den Fesseln unserer Gedanken.
Möge Dein Geist uns helfen,
der Versuchung zu widerstehen, wissend,
dass wir für unser Handeln selbst verantwortlich sind.
Mit der Kraft des Geistes
wollen wir dem Bösen begegnen
und beistehen den Wehrlosen und Schwachen.
Dein Geist möge uns leiten,
dem Beispiel Jesu zu folgen,
zu seinem Zeugnis und zur Vollendung Deines Werkes.
Denn Dein sind alle Wunder, alles Sein
und Deine Kraft wirkt in uns ewiglich.
Mein Gott – HAB DANK!
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