Innovativpreis Kirche mit Zukunft
Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Maria Geburt in Aschaffenburg-Schweinheim verleiht seit vielen Jahren, immer zum Pfingstfest, einen von ihm persönlich gestifteten Innovativpreis an Gemeindemitglieder oder Gruppen, die sich in besonderer Weise kreativ, innovativ oder konstruktiv mit ihren Fähigkeiten in die Gemeinschaft einbringen. Dieses Beispiel darf Schule machen, denn es motiviert die Gemeindemitglieder, ihre Ideen einzubringen, umzusetzen und sich in den Dienst der Gemeinde zu stellen.
Am 07. Juli erhielt Pfarrer Krauth selbst von seiner Gemeinde den „Innovativpreis Kirche mit Zukunft“. Die Gemeinde würdigte damit die beispielhafte und zukunftsweisende Leitung der Kirchengemeinde und die alltagstaugliche Seelsorge von 1991 bis 2024 in Maria Geburt.
Mit seinem vollendeten siebzigsten Lebensjahr wird Pfarrer Krauth in wenigen Wochen aus dem Kirchendienst ausscheiden in den Ruhestand. Im Hinblick auf den Priestermangel und die Umorganisation zu Pfarreiengemeinschaften hat er die Gemeinde sehr gut darauf vorbereitet, sich selbst zu verwalten.
Inhalt
Kirche mit Zukunft oder weiter so?
In Maria Geburt versteht der Pfarrer die Gemeindeleitung als Begleitung auf Augenhöhe. Sein spiritueller Input gibt Denkanstöße sowohl für Liturgie, Gemeindeleben und darüber hinaus für jeden persönlich im Alltag. So leitet sich die Gemeinde synodal, die Eucharistie feiert sie auf gleicher Ebene im Kreis um den Priester herum und das in einem Kirchenraum, der Maßstäbe setzt.
Heute ist Maria Geburt eine spirituell selbstbewusste Gemeinde, offen für alle Suchenden, unabhängig ihrer Konfessionszugehörigkeit, sexuellen Orientierung oder Ethnie. Im tiefen Glauben an Jesus Christus orientieren sich die aktiven Gemeindemitglieder am Evangelium und dem Geist Jesu. Das bedeutet Liebe, Offenheit, Haltung zeigen, Mut, Kritik, Reflexion, Veränderung, Lebensfreude.
Das ist lebendiger Glaube, überzeugende Führung der Gemeinde und beispielhaft für die Zukunft der christlichen Kirche. Längst wirkt Maria Geburt über die Stadtgrenzen hinaus. Pfarrer aus ganz Deutschland kommen mit ihren Gemeindeteams, um sich sowohl von dem avantgardistischen Kirchenraum, als auch vom gemeinsamen Geist in der Liturgie inspirieren zu lassen. Menschen nehmen weite Anfahrten auf sich, um die Sonntagsgottesdienste mitzuerleben.
Der Bischof wird entscheiden, ob sich diese aktive, avantgardistische, „andere“ Kirchengemeinde im Sinne einer vielfältigen Kirche mündiger Gläubiger weitgehend selbst verwalten und zeigen darf, wie neuzeitliche Kirche auch funktionieren kann. Schließlich machen Religion und Kirche nur Sinn, wenn sie die Menschen berühren.
Zur Nachahmung empfohlen
Eine Preisverleihung nach dem beschriebenen Vorbild an Priester, die neue Wege gehen, die ihre Gläubigen im Glauben anstecken, ein Feuer entzünden, wirkt richtungsweisend und zugleich motivierend. Der „Innovativpreis Kirche mit Zukunft“ könnte z.B. vom Bischof oder auch von kirchlichen Laienorganisationen verliehen werden. Das hat Vorbildfunktion und ermutigt zögernde Priester, dem Beispiel zu folgen, hin zum Menschen. Jesus hat uns vorgelebt, der Seele folgend Haltung zu zeigen, Gesetze zu hinterfragen, wenn nötig zu widersprechen und gar zu rebellieren.
So kann sich die Kirche allmählich wandeln, hin zu einer brennenden, spirituellen Gemeinschaft mit Lebensfreude, Optimismus und Mut, gespeist durch einen tief erfahrenen Glauben im Geiste Jesu. Denn Glaube durch Angst, Gebete und die Einhaltung der Gebote überzeugen nicht mehr. Nur wenn der Klerus es schafft, die Menschen mitzunehmen, ihnen Mehrwert zu bieten, indem er anregt und unterstützt, Glaube selbst zu erfahren, hat unsere Kirche eine Zukunft.
Quo vadis?
Kirche darf bunt und vielfältig sein. Innovation beginnt immer mit einem Experiment. Nur wenn dies erlaubt ist, kann sich eine Gemeinde und mit ihr vielleicht die gesamte Kirche zeitgemäß weiterentwickeln. Das setzt zunächst die Anpassung der Priesterausbildung an deren künftige Aufgaben voraus und betrifft neben der Theologie sowohl die partnerschaftliche Gemeindebegleitung inklusive der Managementaufgaben wie auch das Selbstverständnis als Priester.
Es bedarf jedoch auch dogmatischer Reformen und der Ermutigung, Glaubensvorgaben der Kirche zu hinterfragen. Nur wenn Glaubenslehre und Dekrete schlüssig zu erklären sind, kann die Gemeinde sie verstehen und mitgehen. Die Predigten können ein Türöffner sein. Ein wirkungsvolles Beispiel, wie das Evangelium nicht „fromm“, sondern praxisorientiert erklärt und so in unser Leben hinein wirken kann, sind die Predigten von Pfarrer Krauth. Viele sind auf christlich-neu.de oder auf youtube.com zu finden.
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