Trauerfeier oder Fest des Lebens?

Über den Tod hatte ich schon einen Beitrag geschrieben. Er mag verständlich machen, weshalb aus der dort beschriebenen Sicht unser Trauerkult der Freude am Leben, der Dankbarkeit für das Leben und letztlich dem christlichen Gedanken des ewigen Lebens entgegen steht.

Worum trauern wir?

Trauer ist rückwärts gewandt. In Trauer zu versinken wirkt lähmend auf uns, es macht uns depressiv. Dabei sollten wir doch dankbar sein für das Leben, das dem Verstorbenen geschenkt war. Das Leben ist immer ein Geschenk auf Zeit. Wir durften dieses Leben begleiten und müssen es mit dem Tod loslassen.

Ich weiß: das ist leicht gesagt und klingt vordergründig ziemlich theoretisch. Aber vielleicht hilft es, uns bewusst zu machen, worum wir trauern. Berichte von erfahrenen Sterbebegleitern versichern übereinstimmend, dass Sterbende mit dem Loslassen meist in Frieden gehen können. Oft trösten dann die Sterbenden ihre Angehörigen und Freunde. Also müssen wir nicht um den Verstorbenen trauern. Worum geht es dann?

Der Tod hinterlässt eine große emotionale Lücke, die uns trauern lässt. Der/die Verstorbene fehlt uns, war ein Teil unseres Lebens. Hinzu kommt eine ganz praktische Ebene: Da fehlt uns plötzlich eine Stütze, die uns aufgebaut, motiviert, im Alltag unterstützt hat. Vielleicht wissen wir dann gar nicht, wie es weiter geht. Aber all das betrifft uns selbst. Es sind unsere eigenen Probleme.

Mein Dank ans Leben

Daraus folgt meine persönliche Vorstellung einer Feier, wie man sie auch nennen mag. Die Dankbarkeit über das Geschenk des Lebens soll im Vordergrund stehen. Wer an das ewige Leben glaubt, hat es einfacher: Er kann sich darüber freuen, dass der Verstorbene mit dem irdischen Tod am Ziel ist und ein neuer Abschnitt beginnt. In jedem Fall hat er seinen Frieden.

Skizze (m)eines Totenfestes

Die Fete steigt in meinem persönlichen Wohlfühl-Umfeld, z.B. in unserem Garten oder an meinem Lieblingsplatz im nahe gelegenen Wald. Im Garten ist es wohl mit der Bewirtung und mit Sitzgelegenheiten einfacher. Außerdem haben wir dann auch Strom für alle Fälle.

Jeder darf kommen, der mir wohl gesonnen ist/war. Aber bitte mit frohen Minen und fröhlicher Kleidung. Werft die Konventionen über Bord und macht Euch locker! Vielleicht hilft dazu erst mal ein Sektempfang.

Wir beginnen mit einem Dankgottesdienst. Keine Sorge, ich bin dabei und passe auf, dass Ihr nicht in einen Trauergottesdienst abrutscht. Also singt lieber „Lass nun ruhig los dein Ruder“ (Reinhard May) oder meinetwegen auch „Lobe den Herren“ aus voller Brust als irgend etwas frommes vom Jammertal. Wer möchte, darf markantes über mich loswerden oder mir noch einen lieben, fröhlichen Gruß zurufen, nur traurig soll es nicht sein.

Bewusst Loslassen

Einige Fotos erzählen von der Zeit mit meinen engsten Begleitern: Mit meinen Eltern und Geschwistern, mit meinen Kindern und ihrer Mutter, mit meinen Freunden und natürlich mit meiner Frau. Auch wenn es nicht immer nach meinem Kopf ging, es war ein wunderbares Leben.

Sollte ich noch die Gelegenheit haben eine „Festrede“ z.B. als Video zu verfassen, dann grüße ich meine Gäste und erzähle ihnen die wichtigsten Eckpunkte und die schönsten Anekdoten meines Lebens. Leichtigkeit und Dankbarkeit will ich vermitteln, bloß keine Trauer.

Das feierliche Übergeben der Asche an Gott ist bewusstes Loslassen. Ob der Bürgerwunsch gegen die Bestatter-Lobby irgendwann siegt, steht in den Sternen. Zur Zeit ist es in Deutschland nicht möglich, dass Hinterbliebene die Asche des Verstorbenen im eigenen Garten oder in freier Natur verstreuen dürfen. Aber ich habe ja noch Zeit… Notfalls geschieht das symbolisch.

Die „amtliche“ anonyme Beisetzung ist dann reine Formsache im engsten Kreis, das darf der Bestatter meinetwegen auch alleine machen. Eine Alternative ist eine Seebestattung oder der Friedwald. Ein Grab mit Grabstein oder eine Urne brauche ich nicht. Die Erinnerungen sind zunächst im Herzen und irgendwann vergessen – gut so. Einen schönen Baum dürft Ihr pflanzen, denn Großbäume werden mit der Erderwärmung immer wichtiger.

Jetzt wird aber richtig gefeiert. Denn für ein gutes Festmahl war ich schon immer zu haben. Ein fröhliches Fest in der Gemeinschaft all meiner Lieben. Darauf freue ich mich. Es wird mir bestimmt nicht zu viel Trubel werden. Legt passende Musik auf und tanzt, lacht und freut Euch des Lebens, denn das ist sein Sinn.

Das Leben geht weiter. Genießt es alle, nutzt und liebt es, als wäre es Euer letzter Tag. Und vergesst nicht: Dankbarkeit ist der Schlüssel zum Glück!

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