Loslassen
Das Loslassen ermöglicht es uns, inneren Frieden zu finden, unsere Lebensqualität zu verbessern und uns auf das JETZT zu konzentrieren. Loslassen heißt, sich von Kontrolle, Macht, Emotionen, Wünschen und anderen bindenden Einflüssen zu befreien.
Inhalt
Eine Reise zur inneren Freiheit
Los zu lassen erfordert die Bereitschaft, die Realität anzuerkennen und zu akzeptieren, dass wir nicht alles kontrollieren können. Das betrifft unsere Sicherheit, unseren Wohlstand, die Geschehnisse in unserem politischen, beruflichen und privaten Umfeld und natürlich uns selbst.
Es geht darum, uns von seinem Ego lösen, es geschehen lassen, „Let it be!“ Das Ergebnis ist nach einhelliger Lehre der großen Meister Gleichmut, Gelassenheit, Seelenruhe, Freiheit von Emotionen. Alles „Weltliche“ fällt ab, der Blick wird klar. Meister Eckart bringt es so auf den Punkt: „Wenn die ganze Welt abfällt von der Seele, dann kommt die Seele zur Ruhe.“ Bei einem vierwöchigen Segeltörn über den Atlantik, frei von jeder Ablenkung, konnte ich eine Ahnung davon bekommen, was das bedeutet. Ein überwältigendes Gefühl, sich selbst so nahe zu sein.
Unser EGO bezwingen
Loslassen ist also der Schlüssel zur inneren Freiheit. Rufen wir uns zunächst ins Gedächtnis, was uns an dieser Freiheit konkret hindert bzw. was wir loslassen müssen:
Das Loslassen von Kontrolle. Oft halten wir krampfhaft an der Vorstellung fest, dass wir die Kontrolle über Dinge, Geschehnisse und unsere Lebensumstände haben müssen, um Sicherheit und Zufriedenheit zu erlangen. Doch das kann zu Stress, Angst und Frustration führen, wenn das Leben nicht so verläuft, wie wir es planen.
Das Loslassen von Kontrolle bedeutet, Vertrauen in uns selbst und das Leben zu haben und es gelassen auf uns zukommen zu lassen. Nur dann sind wir empfänglich für Neues, das vielleicht außerhalb unseres Denkhorizonts liegt. Besonders bei schwierigen Entscheidungen und in komplexen Situationen ist die Seele der bessere Ratgeber als unser Verstand. Sicherlich hilft dabei eine gute Portion Gottvertrauen.
Loslassen von Macht. Macht und Kontrolle sind eng verwoben. Macht ermöglicht Gestaltung, egal ob in der Politik, im Unternehmen oder im privaten Leben. Aber auch bei besten Absichten sind die Kontrollfreaks meist nicht die besseren Lenker.
Im negativen Sinn kann Macht uns auch dazu verleiten, andere zu dominieren oder zu manipulieren. Doch wahre Stärke liegt in der Fähigkeit, uns selbst zu zurück zu nehmen, Mitgefühl und Respekt für andere zu zeigen. Das Loslassen von Macht ermöglicht es, uns mit anderen auf Augenhöhe zu begegnen und authentische Beziehungen aufzubauen.
Emotionen loslassen. Manchmal halten wir an negativen Emotionen wie Wut, Angst oder Trauer fest und das hindert uns daran, im gegenwärtigen Moment zu leben. Das Loslassen von Emotionen bedeutet nicht, sie zu unterdrücken oder zu leugnen, sondern sie anzuerkennen, zu akzeptieren und dann loszulassen, um Platz für positive Gefühle zu schaffen. Das ist leichter gesagt als getan, das weiß ich aus Erfahrung. Aber es geht kein Weg daran vorbei, wenn wir frei, leicht und positiv leben wollen.
Verantwortung loslassen. In einer Gesellschaft, die Erfolg und Leistung hoch bewertet, kann es schwer sein, Verantwortung abzugeben. Verantwortung ist auch Macht im positiven Sinne und damit gilt hier ähnliches wie für die Kontrolle. Wir müssen erkennen, dass wir nicht für alles im Leben verantwortlich sein können und dass es wichtig ist, Verantwortung auch zu delegieren. Das setzt jedoch die Fähigkeit voraus, Menschen zu vertrauen und zu akzeptieren, dass andere Entscheidungsträger auch andere Lösungsansätze und Arbeitsmethoden haben. Es schließt auch die Akzeptanz möglicher Fehlentscheidungen ein.
Loslassen von Wünschen, Begierden, Süchten
Bei unseren Wünschen geht es nicht nur darum, wie die Zukunft aussehen soll. Ich denke hier eher an unsere Begierden nach Dingen, nach Luxusgütern, Lifestyle-Artikel und allgemeinem Konsum. Erfüllen sich unsere Wünsche nicht, fühlen wir uns unglücklich oder unzufrieden.
Andererseits führt die Erfüllung unserer Wünsche auch nicht zu einem glücklicheren Dasein, allenfalls ist es eine kurze Befriedigung. Unsere Wünsche wachsen nämlich mit unserem Lebensstandard. Aus Erzählungen meiner Eltern und Großeltern weiß ich, dass sie selbst während der Kriegsjahre und in der Zeit danach, als es nur ums Überleben ging, auch wirklich Glück empfinden konnten. Der soziale Zusammenhalt, Freundschaften, Hilfsbereitschaft waren die wirklichen „Glücksbringer“.
Wege zum Loslassen
Wie können wir also das Ziel des Loslassens erreichen? Es gibt verschiedene Ansätze und Techniken, die uns dabei helfen können, uns von Kontrolle, Macht, Emotionen, Verantwortung, Wünschen und anderen bindenden Einflüssen zu befreien.
- Achtsamkeit: Die Praxis der Achtsamkeit kann uns helfen, uns auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und unsere Gedanken und Gefühle ohne Urteil zu beobachten. Durch regelmäßige Meditation oder Achtsamkeitsübungen können wir lernen, uns von belastenden Gedanken und Emotionen zu lösen und inneren Frieden zu finden.
- Akzeptanz: Das Akzeptieren der Gegebenheiten, die wir nicht ändern können bzw. nicht zu verantworten haben, ist ein wichtiger Schritt. Auf der emotionalen Ebene ist es die Vergebung, die uns selbst und andere von vergangenen Verletzungen und Enttäuschungen befreit.
- Selbstreflexion: Durch Selbstreflexion können wir uns bewusst werden, welche Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen uns daran hindern, loszulassen.
- Grenzen setzen: Es ist wichtig, Grenzen zu setzen und zu lernen, “Nein” zu sagen, wenn uns etwas belastet oder unsere Grenzen überschreitet. Indem wir unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen respektieren und kommunizieren, können wir uns vor übermäßiger Verantwortung und Stress schützen.
- Loslassen üben: Ja, wir können uns tatsächlich bewusst dafür entscheiden, uns von belastenden Gedanken, Emotionen oder Situationen zu lösen und uns auf das JETZT konzentrieren.
Insgesamt ist das Loslassen ein lebenslanger Prozess, der Geduld, Übung und Selbstreflexion erfordert. Im Kern geht es darum, unseren EGO-Anteil aus unseren Zwängen herauszufiltern. Das erreichen wir am ehesten durch Stille in uns, also z.B. durch Meditation. Auf mein Inneres kann ich mich nur konzentrieren, wenn ich meine Denkmaschine abschalte. Das ist aber gar nicht so einfach.
Das Wissen reicht nicht
Das oben beschriebene Wissen hilft mir aber nicht wirklich. Da spielt neben dem Verstand, der Psyche, der Sozialisation und der Seele auch das EGO mit. Letzteres drängt sich nach vorne, die Seele ist sehr leise im Hintergrund. Ich bin also auch mit 70 Jahren noch Anfänger, wenn es ums Loslassen geht. Würde beten helfen? “Lieber Gott, schenke mir Gelassenheit”. Wenn er nicht will, kann ich’s nicht ändern, aber ich hätte zumindest mein Gewissen beruhigt. Hilft also auch nicht.
Ich ertappe mich meist danach, nachts wenn ich zur Ruhe komme: Da geht mir durch den Kopf, dass ich viel zu emotional war, mich in Gesprächen ereiferte und vergessen habe, die Kontrolle loszulassen. Aber vielleicht ist das ja ein Anfang: Wenn ich mir vor Entscheidungen, vor wichtigen Gesprächen eine Viertelstunde Zeit nehme, mich auf mein Inneres zu konzentrieren und so weg komme von Konfrontation, Kontrolle und Emotion.
Viele Anleitungen zur Meditation konzentrieren sich hierzu auf den Atemfluss. Das ist sicher eine gute Hilfe. Aber ehrlich: So richtig im Nirwana war ich noch nie. Ich meine, vollkommen loslassen, ohne dass mich mein Gehirn immer wieder mit neuen Gedanken füttert, das ist mir noch nicht gelungen. Das Ziel ist aber verlockend: Im Loslassen sehen wir klar, sind Eins mit Gott, der Schöpfung, unserer Seele, lösen wir uns von Gier, Emotionen, Zwängen und Verblendung. Kurz, von unserem EGO.
Am Ende führt uns das Loslassen zu einem tieferen Verständnis von uns selbst und zu einem Gefühl der inneren Freiheit und Erfüllung.
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