Die Alternative
Wenn Kirchen sich in althergebrachten Mustern und Formeln verfangen haben, fühlen sich Gläubige oft allein gelassen. Die Suche nach einer zeitgemäßen spirituellen Gemeinschaft kann entmutigend sein. In solchen Momenten erwacht der Wunsch nach einer authentischen Glaubensgemeinschaft, die von Offenheit, Innovation und einem Geist der Gemeinschaft getragen wird.
Genau hier liegt die Inspiration, eine Gruppe Gleichgesinnter zu gründen, die sich an den Prinzipien und Idealen der Urchristen orientiert. Die Vorstellung einer Glaubensgemeinschaft, frei von überkommenen Dogmen und Bevormundung, weckt Hoffnung und Sehnsucht. Doch wie können wir diesen Traum in die Realität umsetzen?
Inhalt
Vorbild: Urchristliche Gemeinde
Die Idee, sich in einer Art Urkirche neu zu organisieren und in religiösen Vereinen und Verbänden zusammenzuschließen, ist faszinierend und eine gute Möglichkeit, eine lebendige und vielfältige Gemeinschaft zu schaffen, die den Geist Jesu lebt. Die Gründung und Organisation einer solchen Gemeinschaft erfordert Mut und Entschlossenheit.
Jetzt wird sich zeigen, ob wir für unseren Glauben einstehen und gemeinsam aktiv werden. Wir dürfen es und wir können es, denn jeder Gläubige ist zum Priester berufen (Petrusbrief 2,9 und Hebräerbrief 5,4). Ein gutes Beispiel sind die urchristlichen Gemeinden, die ausschließlich der Lehre Jesu gefolgt sind. Wer sich berufen fühlte, gründete eine christliche Gemeinde (bis ca. 70 n.Chr. Jüdisch-christlich). Diese Gemeinden hatten keine übergeordnete Führung, weshalb plurale Gemeindemodelle und Theologien entstanden.
Es wird ein spannender Weg sein, fordernd, überraschend, bisweilen auch entmutigend. Aber der gemeinsame Geist trägt uns und gibt uns die Kraft, die wir brauchen. Schauen wir also nicht auf den Berg vor uns, sondern beginnen wir kühn mit dem ersten Schritt…
Die Organisation
Der erste Schritt: Engagierte Gläubige gründen ihre eigenständige christliche Gemeinschaft. Das kann zunächst ein kleiner Kreis sein, wo man zuhause oder in freier Natur einen Gottesdienst feiert. Ein Gottesdienst frei von Vorgaben, Grenzen und Dogmen. So stelle ich mir die urchristlichen Gemeinden vor, die vor zweitausend Jahren dem Geist Jesu gefolgt sind.
Machen wir uns keinen Druck, den schönsten Gottesdienst und die beste Predigt zu liefern. Auf den Geist in der Gemeinschaft kommt es an. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Jede(r) Gottesdienstleiter(in) wird andere Schwerpunkte setzen, den Gottesdienst verschieden gestalten. Verschiedene Charismen finden jeweils ihre Aufgabe. Ein Gottesdienst kann auch im Rahmen einer Schweigewanderung oder einer Meditation gefeiert werden. Statt einer Predigt ein gut moderiertes Gespräch mit passendem Themenschwerpunkt. Wir sind frei! Nur unser Verstand engt uns ein. Je größer diese Gemeinschaft wird, umso größer ist die Vielfalt, die Tragfähigkeit und die spirituelle Essenz.
Der zweite Schritt: Ist die Gemeinschaft stabil, wird sie sich in einem religiösen Verein zusammenschließen. Die Hürden hierfür sind niedrig. Vielleicht gibt es bereits einen Verband, der sich mit unseren Vorstellungen deckt, dem wir uns anschließen und der uns beratend unterstützt. Die Vereinssatzung sollte bereits die später angestrebte Gemeinnützigkeit berücksichtigen. Jeder übernimmt eine Aufgabe, die ihm liegt. Alle sind eingeladen und gefordert, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Ein gewähltes Gremium entscheidet über wichtige Angelegenheiten des Vereins. Bald werden die Sonntagsgottesdienste in größeren Gruppen stattfinden. Der richtige Raum wird dann schon schwieriger zu finden sein: Kapellen, Hallen, Parks oder die freie Natur.
Der dritte Schritt: Sind die formellen Voraussetzungen erfüllt, beantragt der religiöse Verein beim Finanzamt die Gemeinnützigkeit. Damit sind erhebliche Steuervorteile verbunden. Außerdem kann der Verein Spendenquittungen ausstellen und hat damit Aussicht auch auf größere Spenden. Von nun an geht es leichter.
Der vierte Schritt: Die meisten Vereine haben ihr eigenes Vereinsheim, oft auch von der Kommune gefördert. Damit wird es leichter, regelmäßige Gottesdienste, Spirituelle Angebote, Vorträge, Bibelstudien, Meditationskreise, Diskussionen oder sonstige Aktivitäten anzubieten und stärker in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Auch die lokale Presse und soziale Medien werden eingebunden.
Der fünfte Schritt: Je größer die Gemeinschaft, umso größer ist der Nutzen und umso einfacher ist es für jeden Einzelnen. Deshalb stellt sich irgendwann die Frage, einen christlichen Verband zu gründen, der die Arbeit ähnlicher religiöser Vereine unterstützt (falls es solch einen Verband nicht schon gibt). Dieser Verband sollte die Aufgaben übernehmen, die ein einzelner Verein nur schwer leisten kann, so z.B.
• Beratung bei der Gründung neuer Vereine
• Ausbildung von Gottesdienstleitern
• Angebote qualifizierter Referenten für bestimmte Themen
• Beratung bei der Leitung und Organisation der Gemeinde
• Erfahrungsaustausch mit anderen Religionsvereinen
Mit dem Zusammenschluss einzelner Vereine zu einem Verband rückt auch der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts in Reichweite.
Der Geist wird uns führen
Es ist eine mögliche Skizze zur Entwicklung einer freien, christlichen Gemeinde. Den Weg dahin muss jeder Einzelne mit der Gemeinschaft gehen. An erster Stelle braucht es Selbstvertrauen und Mut, sich von alten Strukturen zu lösen und emotional einen Neubeginn zu wagen. Es wird vermutlich auch Rückschläge und Meinungsverschiedenheiten geben. Aber der gemeinsame Geist verbindet und heilt.
Eine solche Neuorganisation der Christen in religiösen Vereinen und Verbänden kann eine dynamische und vielfältige Gemeinschaft hervorbringen, die sich durch kollegiale Strukturen, vielfältige Versammlungsorte, qualifizierte Gottesdienstleiter, zeitgemäße Lehre und spirituelle Praktiken auszeichnet. Es soll eine lebendige und lebensfrohe Form des Christentums sein, die sich den Bedürfnissen und Herausforderungen der heutigen Zeit stellt.
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